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Emotinale Grenzen im Rettungsdienst

Über Helden des Alltages oder das wirkliche Leben eines Retters.

Quelle: rettungsdienst.de
Eine Notfallsanitäter eilt ausgestattet mit modernster Technik, eingebunden in einem innovativen Team, von Einsatzstelle zu Einsatzstelle.
"Verkehrsunfall, Polytrauma, BAB 10 km...",
"Verkehrsunfall, Radfahrer, nicht ansprechbar...",
"Verkehrsunfall, PKW-PKW Person nicht ansprechbar."
Lauten die Einsatzaufträge.
Die Retter fahren in höchster Eile mit Blaulicht und Martinshorn zu ihren Einsatzstellen, wiederbeleben, versorgen die Verletzten, bringen sie in die nächste Notaufnahme.

Kommt es zu einem Herzstillstand wiederbeleben sie den Notfallpatienten erfolgreich.

Alltag eines Notfallsanitäters.
Denkt sich der Laie.
Oftmals erwarten Angehörige und Ersthelfer das die Notfallsanitäter mit ihrem Eintreffen alles wieder reparieren. Das alles wieder gut wird.
 
Leider viel zu oft verlieren die Profis den Kampf gegen die Uhr.
Was auch an den Profi nicht immer spurlos vorüber geht.


Der Dienstalltag eines Notfallsanitäters sieht oft ganz anders aus.
Nicht selten beginnt dieser mit langen, stundenlangen Warten. Warten auf einen Einsatz.
Dann plötzlich in doch oft unerwarteten und unpassenden Momenten, beim Essen, bei einem wichtigem Telefonat, auf der Toilette, ruft der Einsatzalarm "...Atemnot.."
Dann heißt es in wenigen Sekunden am Fahrzeug zu sein, den Einsatzauftrag zu übernehmen um schnellstmöglich, sich durch den Straßenverkehr kämpfend, zur Einsatzstelle zu gelangen.
Auf den letzten Metern der Anfahrt gehen sie durch, wer was an Ausrüstung mit in die Wohnung nimmt.
Angekommen eilen sie vier Treppen rauf, die Wohnungstür ist angelehnt, was meist Schlimmstes befürchten lässt.
Mit höchstem Adrenalinpegel, ziemlich außer Atem kommen sie beim Patienten an.
Dieser sitzt in seinem Sessel und empfängt die Retter mit den Worten: "Gut, dass sie da sind. Ich bekomme schon seit Stunden keine Luft durch meine Nase."
So schnell wie sie kamen sind sie wieder weg.

Auf dem Rückweg Halt beim Imbiss an der Ecke, es wird was mitgenommen, um es in der Wache zu essen.
Kaum in der Rettungswache angekommen ruft der nächste Einsatzalarm. "...Zustand nach Fahrradsturz..."
Das Essen bleibt liegen.

Ab geht es mit Blaulicht und Horn durch den dicksten Berufsverkehr.
Angekommen am Einsatzort stellen die Retter nach einigem hin und her fest, die Einsatzstelle befindet sich in der 10. Etage eines Hochhauses.
Fahrstuhl defekt.
Bleibt die Frage, wer stürzt in der 10. Etage mit seinem Fahrrad?
Oder, wie kommt jemand nach einem Fahrradsturz in die 10. Etage ohne Fahrstuhl?
Am Ende ein Fehleinsatz, der Verletzte will nicht mit, geht allein zum Hausarzt.

Zurück zur Wache, endlich Essen.
Doch da kommt der nächste Alarm. "...nicht ansprechbar im Altenheim..".
Keine weiteren Angaben. Über Funk lediglich, das Personal würde eine Wiederbelebung eingeleitet haben.
Im Kopf der Retter: " Oh man, Rea im Altenheim. 96 Jahre?"
An der Einsatzstelle liegt auf dem Flur der Einrichtung eine offenbar ca. 40-jährige Frau.
Wohl eine Mitarbeiterin des Hauses. Drei ihrer Kolleginnen versuchen sie zu reanimieren.
Die Retter hatte mit allem gerechnet. Aber damit nicht.
In Sekunden schnellt der Adrenalinpegel in die Höhe.
Am Ende könne sie die Frau nicht retten.

Dreißig Minuten vor Schichtende, die Ablösung ist noch nicht da, man will gerade damit beginnen die Übergabe vorzubereiten.
"Unfall auf der Autobahn. Mehrere Verletzte, mindestens drei nicht ansprechbar."

Am Ende der Schicht verzeichnet die Besatzung drei Überstunden. Gegen 22 Uhr werden sie zuhause sein um dann um 05 Uhr wieder zur nächsten Schicht aufzubrechen.

Alltag eines Notfallsanitäters.

Dazukommen oftmals unflexible, starre Schichtpläne. Ein Diensttausch, weil familiäre Dinge anliegen, erscheint oft unmöglich. Hohe Krankenstände führen nicht selten zu hohe Überstundenzahlen, welche oft nicht bezahlt werden.

Und nicht selten unsensible Chefs, die, statt ihren Frauen und Männern den Rücken zu stärken Unsicherheit verbreiten.

Jemand der sich für einen Job als Notfallsanitäter entscheidet, entscheidet sich nicht für diesen Job, weil er unbedingt für sich und seine Familie Geld verdienen muss.
Er endscheidet sich für diesen Beruf, weil er sich dafür berufen fühlt.
Er geht mit einer weitaus überdurchschnittlich hohen Motivation in seinen Beruf.
Er brennt für seinen Job. Wer für seinen Job brennt kann verbrennen. 



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