"Am besten gefällt mir noch, dass ich das, was ich denke und fühle, wenigstens aufschreiben kann, sonst würde ich komplett ersticken"
Aus Anne Frank Tagebuch (1944)
Ob Facebook, Twitter oder ins Tagebuch. Sich seine Gedanken von der Seele schreiben, das machen viele Menschen schon lange so. Aber macht das überhaupt einen Sinn?
Der amerikanische Psychologie-Professor James Pennebaker befasste sich schon 1986 in einer Studie mit Studierenden zur möglichen Wirkung des Schreibens auf die menschliche Psyche.
Er ließ Studenten an vier aufeinander folgenden Tagen für jeweils 15 Minuten ihre Gedanken und Erinnerungen zu Drogenproblemen, Unfällen, Todesfällen oder gescheiterten Lieben aufschreiben.
Einer Vergleichsgruppe gab er die Aufgabe zu weniger emotionalen Themen, wie zum Beispiel zum Thema Zeitmanagement zu schreiben.
Schon direkt nach dem Schreiben beobachtete er bei der ersten Gruppe eine weniger positive Grundstimmung.
In der Kontrollgruppe zeigten die Probanden dagegen kaum Veränderung in ihrer Grundstimmung.
Nach sechs Monaten war aufgefallen, dass die Teilnehmer der ersten Gruppe viel seltener einen Arzt aufgesucht haben und weniger klinische Symptome zeigten als die Mitglieder der Kontrollgruppe. Bei anschließenden psychologischen und medizinischen Untersuchungen konnte dann beobachtet werden, das positive Stimmungserleben zugenommen, negative Erleben abgenommen hatten und klinische Symptome verschiedener Krankheiten sich verringert hatten.
In der Folge haben in den letzte zwanzig Jahren zahlreiche wissenschaftliche Studien deutlich gezeigt, dass eine bestimmte Art des Schreibens einen positiven Effekt auf die körperliche und psychische Gesundheit des menschlichen Organismus hinterlässt.
Das Expressive - das ausdrucksvolle oder emotionale Schreiben.
Das Expressive Schreiben bietet die Möglichkeit sich mit belastenden Situationen äußerst hilfreich auseinander zu setzen. Der Umgang mit negativen Gefühlen kann dadurch erleichtert werden.
Kurzanleitung für das Expressives Schreiben:
- Kugelschreiber oder Laptop? Verwenden Sie die Schreibgeräte, mit denen Sie sich am wohlsten fühlen. Egal ob Sie einen Bleistift, Füllfederhalter oder den Laptop benutzen.
- Richten Sie sich einen Platz, einen Ort ein, an dem Sie ihren Gedanken nachgehen und gut schreiben können. Ideal wäre ein Platz an dem Sie ihre Schreibsachen wie Laptop oder Stift und Papier liegen lassen können.
- Schreiben Sie nicht vor dem ins Bett gehen.
- Sorgen Sie dafür, dass Sie nach dem Schreiben etwas Ruhe und Zeit für sich haben.
- Schreiben Sie über Themen, die Sie emotional sehr berühren, die Sie bewegen, die Ihnen besonders wichtig sind, sie bedrücken.
- Wenn Sie das Gefühl haben, alle Gedanken und Emotionen sind niedergeschrieben, dann wählen Sie ein neues Thema.
- Schreiben Sie mindestens an drei bis vier Tagen mindestens 15 bis 20 Minuten.
- Es ist möglich, dass Sie am dritten oder vierten Tag Schwierigkeiten haben das Thema wieder aufzunehmen. Aber genau auf die Wiederaufnahme des Themas kommt es. Dies wirkt sich am Ende positiv aus.
- Seien Sie ehrlich sich selbst gegenüber. Machen Sie sich bewusst, dass die Texte nur für Sie selbst sind. Sie können diese am Ende zerreißen oder löschen.
- Es ist möglich, dass Sie nach dem Schreiben traurig und erschöpft sind. Diese Gefühle sollten nach ein paar Stunden vorbei sein. Wühlt das Thema besonders auf, werden besondere emotionale Gefühle hervorgerufen, dann wechseln Sie das Thema oder brechen die Schreibphase ab.
- Wenn Sie möchten, besprechen Sie das geschriebene mit einem Menschen Ihres Vertrauens oder mit einem Psychologen oder Seelsorger.
- Verschlechtert sich Ihr Zustand, dann warten Sie nicht. Suchen Sie unbedingt einen Arzt oder einen Psychologen auf.
Bild:Kidsville Redaktionsbüro GbR
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